Handwerkskonjunktur in Schleswig-Holstein IV. Quartal 2024
Keine guten Aussichten im Handwerk
Lübeck/Flensburg, 8. Januar 2025 – In den zurückliegenden Monaten hat sich die Stimmung im schleswig-holsteinischen Handwerk weiter eingetrübt.
In der aktuellen Konjunkturumfrage der Handwerkskammern Flensburg und Lübeck für die Monate Oktober bis Dezember 2024 meldeten 17 Prozent der Betriebe eine schlechte Geschäftslage.
Im vierten Quartal des Jahres 2024 stieg somit die Zahl der Betriebe mit schlechter Geschäftslage nochmals leicht im Vergleich zum Vorquartal (damals 14 Prozent). Ihre Lage als gut bezeichneten am Jahresende noch 42 Prozent der Betriebe, weitere 41 Prozent ordneten sich mit einer befriedigenden wirtschaftlichen Lage im Mittelfeld ein. Auch weitere Indikatoren im Handwerk entwickelten sich tendenziell negativ. So berichtete rund ein Drittel der Betriebe von abnehmenden Auftragsbeständen und sinkenden Umsätzen. Darüber hinaus war die Investitionsneigung weiter rückläufig und die Zahl der Beschäftigten nahm in einem Teil der Betriebe ab.
„Die äußerst schwache Gesamtwirtschaft und erhebliche Unsicherheit über die künftige Ausrichtung der Wirtschaftspolitik in Deutschland bremsen derzeit das Handwerk“, erklärt Ralf Stamer, Präsident der Handwerkskammer Schleswig-Holstein. Die deutsche Wirtschaft sei mittlerweile seit zwei Jahren nicht mehr gewachsen und verharre in der Stagnation. Daraus resultiere auch bei den Kundinnen und Kunden des Handwerks eine immer deutlichere Konsum- und Investitionszurückhaltung, die sich im weiteren Jahresverlauf noch weiter verschärften könnte.
Die Erwartungen des Handwerks zur Geschäftsentwicklung im ersten Quartal 2025 sind entsprechend verhalten: 59 Prozent der Betriebe rechnen mit einer gleichbleibenden und 29 Prozent mit einer schlechteren Geschäftslage, nur 12 Prozent gehen von einer Verbesserung aus.
Vor diesem Hintergrund sieht die Handwerkskammer Schleswig-Holstein erheblichen wirtschaftspolitischen Handlungsbedarf. Präsident Ralf Stamer: „Deutschland ist beim Wirtschaftswachstum inzwischen das Schlusslicht unter den Industrieländern. Zu hohe Standortkosten beispielsweise durch rapide steigende Sozialversicherungsbeiträge belasten die Betriebe und die Beschäftigten.“ Hinzu komme die immer weiter zunehmende Bürokratie. „Eine neue Bundesregierung muss daher 2025 dringend mit umfassenden Reformen für eine Trendwende sorgen“, betont Stamer.
Die Ergebnisse aus den beiden Kammerbezirken
Im Kammerbezirk Flensburg (Kreise Schleswig-Flensburg, Nordfriesland, Rendsburg-Eckernförde und Dithmarschen sowie die kreisfreie Stadt Flensburg) berichteten für das vierte Quartal 39 Prozent der Betriebe von einer guten, 43 Prozent von einer befriedigenden und 18 Prozent von einer schlechten Konjunktur. Damit fiel die Geschäftslage-Beurteilung deutlich schlechter aus als im Vorquartal (Vergleichswerte: 46, 43 und 11 Prozent).
Im Berichtsquartal registrierte das Gesamthandwerk im Flensburger Kammerbezirk im Bereich der Beschäftigtenzahl, beim Auftragseingang und Auftragsbestand, dem Umsatz und der Investitionstätigkeit per Saldo einen weiteren Rückgang.
Bei den Einzelbranchen wiesen die Nahrungsmittelhandwerke (Geschäftslagenbeurteilung: 50 Prozent gut, 42 Prozent befriedigend und 8 Prozent schlecht), die Kraftfahrzeughandwerke (33, 60 und 7 Prozent), die Ausbaugewerke (45, 39 und 16 Prozent) und die personenbezogenen Dienstleistungshandwerke (43,29 und 28 Prozent) die besten Werte aus. Die Werte im Bauhandwerk (34, 48 und 18 Prozent), bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf (36, 43 und 21 Prozent) und in den Gesundheitshandwerken (14, 43 und 43 Prozent) rutschten dagegen im Branchenvergleich weiter ab.
Im Kammerbezirk Lübeck (kreisfreie Städte Kiel, Lübeck und Neumünster sowie Kreise Herzogtum Lauenburg, Ostholstein, Pinneberg, Plön, Segeberg, Steinburg und Stormarn) meldeten im vierten Quartal 44 Prozent der Betriebe eine gute, 40 Prozent eine befriedigende 16 Prozent eine schlechte Geschäftslage. Die Lagebewertung im Gesamthandwerk hat sich damit gegenüber dem dritten Quartal (Werte seinerzeit 46, 39 und 15 Prozent) etwas verschlechtert.
37 Prozent der Betriebe meldeten sinkende Auftragsbestände. Umsätze und Investitionen waren bei einem Drittel rückläufig. Auch die Beschäftigtenzahl sank in einem Teil der Handwerksbetriebe.
Die beste Bewertung der Geschäftslage kam aus dem Ausbauhandwerk (52 Prozent gut, 37 Prozent befriedigend, 11 Prozent schlecht). Ebenfalls überwiegend gut war die Geschäftslage im Kraftfahrzeughandwerk (50, 35 und 15 Prozent) und im personenbezogenen Dienstleistungshandwerk (45, 34 und 21 Prozent). Im Bauhauptgewerbe (37, 44 und 19 Prozent), im Nahrungsmittelhandwerk (31, 44 Prozent und 25 Prozent), im Handwerk für den gewerblichen Bedarf (37 Prozent, 42 Prozent und 21 Prozent) sowie im Gesundheitshandwerk (20 Prozent, 60 Prozent und 20 Prozent) dominierten die Betriebe mit befriedigender Geschäftslage.